Bei der therapeutischen Intervention bzw. der therapeutischen Arbeit hat das Pferd zunächst einmal eine ganz existenzielle Bedeutung: es lebt im „Hier“ und „Jetzt“ und handelt authentisch, unvoreingenommen und ehrlich. Neben der Funktion als Eisbrecher, kann es dem/der Klient:in durch seine Anmut und Stärke, ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit vermitteln. Ist einmal die Angst vor dem Pferd überwunden, eröffnet es die Möglichkeit von Erfolgs- und Bewältigungserleben.
Bei der therapeutische Intervention dient das Pferd als Brücke vom/von der Klient:in zum Therapeuten. Der/die Klient:in baut zunächst eine Beziehung zum Tier auf und kann im Verlauf der Therapie immer mehr in Kontakt mit dem Therapeuten treten. Die Arbeit mit dem Pferd fördert nicht nur das Wohlbefinden und somit die soziale Integration, sondern ebenfalls die Beziehungsfähigkeit des/der jeweiligen Klient:in und den Selbstwert. Es trägt weiter dazu bei, Stress zu reduzieren und beeinflußt vegetative Angstreaktionen, wie zum Beispiel Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz, Zittern und Schwitzen.
Durch sein hochsensibles Wahrnehmungssystem und seine angeborene „fight or flight“ Reaktion als Fluchttier kann das Pferd als Spiegelfunktion dem/der Klient:in helfen, Angst als natürliche Schutzreaktion zu akzeptieren und diese im Vertrauen zur Bezugsperson überwinden zu lernen. Der/die Klient:in lernt im Laufe der therapeutische Intervention, welche Ereignisse im Alltag negative Gefühle, Selbstabwertung und Fehlverhalten bewirken. Die therapeutische Intervention mit dem Pferd regt an und aktiviert, stärkt Problemlösungskompetenzen und verbessert die Fähigkeit, mit Gefühlen und Affekten angemessen umzugehen.
Im ausführlichen Erstkontakt, in dem es in erster Linie um das Kennenlernen von Mensch und Pferd geht, wird gemeinsam mit dem/der Klient:in ein Therapieplan erstellt, indem u. a. die ersten Stunden festgelegt werden, sowohl die Anzahl als auch deren einzeln strukturierter Aufbau. Der Therapieplan dient als Gerüst, der jederzeit und nach Bedarf an die aktuelle Situation angepasst werden kann. Eine begleitende Verhaltenstherapie kann helfen, die erlebten Erfahrungen mit dem Pferd aufzuarbeiten und auszuwerten.